11SL | 400m | 6b+ (6b obl) *****
K. Grüter & F. Villiger 1959 saniert R. Bunschi & D. Furrer 2018/19
Prädikat: Weltklasse hinsichtlich Linie, Kletterei und Felsqualität
Der Villiger Pfeiler ist eine weitere funkelnde Perle in der reich gefüllten Kletter-Schatztruhe des Salbitschijen, ja vielleicht sogar eine der glitzerndsten darin. Die Tour klettert die ungemein imposante Linie am Salbit Zwillingsturm entlang des markanten, zentralen Verschneidungssystems. Grossartig ist jedoch nicht nur die Linie, sondern insbesondere auch die Kletterei. Diese gestaltet sich wunderbar entlang griffiger Rissverschneidungen an herrlich festem und mehrheitlich rauem Urner Granit. Die Schwierigkeiten liegen vorwiegend im Bereich 6a bis 6b+, sind Salbit-typisch nicht ganz geschenkt, erfordern Kenntnisse im Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln und vorhandene Erfahrung im Granit. Bringt der Kletterer dies mit, kriegt er eine grandiose Tour serviert.
Die Absicherung kann man seit der Sanierung und Putzaktion von Ruedi Bunschi und Dani Furrer 2018/19 als sehr gut bezeichnen. So stecken heute anstelle der zahlreichen Rostgurken und alten Haken solide Inox Bohrhaken und insbesondere sind die Risse alle sauber. Sanierungsarbeiten sind heute in vielen Klettergebieten dringend nötig, dennoch fährt man mit dieser Arbeit wenig Lorbeeren ein. Umsomehr gebührt den beiden herzlichen Dank für ihre grosse Arbeit! Zwischen den Haken kann resp. muss teilweise zusätzlich mobil gesichert werden, was meist sehr gut möglich ist. Mit einem Satz Camalots 0.3-3 ist man adäquat ausgerüstet. Clean-Liebhaber mögen gewisse Bohrhaken neben guten Cam-Placements bedauern. Ganz bestimmt wird diese Kletterperle somit einem breiteren Kletterpublikum zugänglich gemacht, wobei die Absicherung nach wie vor keinen Plaisircharakter aufweist und die Tour den erfahrenen Ganitkletterer oder die Begleitung eines Bergführers erfordert.
Wen diese fantastische Tour auf den elf Seillängen bis zum Gipfel des Zwilingsturms noch nicht umgehauen hat, dem geschieht spätestens mit dem atemberaubenden Blick vom Gipfel auf die zackigen Türme des Salbit Westgrats und die vergletscherten Dammakette dahinter so - schlicht grandios!
Spätestens der Blick vom Zwilingsturm auf den Salbit Westgrat haut einen um - schlicht grandios!
Topo | Villiger Pfeiler, Salbit
L1 6a | Zugang zum Fels kann mit steilem Firnfeld mühsam sein. Der Start ist mit einem Metallplättchen angeschrieben und je nach Schneehöhe startet man mehr oder weniger hoch. Einige kurze Aufschwünge führen in eine schöne Rissverschneidung, wo auch Cams gelegt werden dürfen. Stand in Nische vor der 60-Grad-Verschneidung
L2 6a+ | Die bekannte 60-Grad Verschneidung. Phänomenale Linie, grandiose, vielseitige Kletterei mit Hand-, Fingerriss, Verschneidung, Kaminartige 3D-Kletterei und sogar etwas Wandkletterei. Fantastisch zu klettern! Viele Borhhaken, Cams finden zusätzlich gut Platz. Hängestand.
L3 6b | Anspruchsvolle Stelle gleich vom Stand weg um ein kleines Dach herum, danach ein par delikate Züge entlang des zunehmend einfach werdenden Verschneidungssystems, welches nach Regenfällen feucht sein kann. Wenig Cams nötig. Bequemer Hängestand.
L4 3 | Über das einfache, gestufte Gelände zum Stand direkt unterhalb L5, 3Bh. Dem linken Risssystem folgt ab hier Jimmy, dem rechten der Villiger Pfeiler.
L5 6b+ | Fantastische Länge mit einem anspruchsvollen Piazriss, welcher in eine grosszügige Rissverschneidung übergeht. Gut ausgerüstet, kleine Cams finden zusätzlich Platz.
L6 5c+ | Schöne Rissverschneidung, wo man wieder Legen darf und anschliessend rechts weg über wunderbar griffige Schuppen zum bequemen Stand hin. Zum Stand hin keine Bohrhaken und das Legen etwas weniger offensichtlich, dafür einfache Kletterei.
L7 6b+ | Einfach und wunderbar grosszügig vom Stand weg, technische Querung in die Risssverschneidung hinein, welche mit seichter Risskletterei und anstrengenden Piazzügen (Crux) aufwartet. Mit einer Mischung aus Ausspreizen und/oder Schrubben gelangt man zum bequemen Stand hin. Cams anfangs einsetzbar, Crux sehr eng gebohrt. Im oberen Teil kaum Placements.
L8 6a+ | Wunderbare Rissverschneidung, welche das ganze Spektrum von Finger- bis Handriss-, Ausspreiz- und Piaztechnik abfrägt. Wunderbar zu klettern und auch darf/muss hier wieder mehr mobil gesichert werden, was der Fels sehr gut zulässt.
L9 6b | Tolle Länge, welche eindrücklich steil und luftig startet und durchaus Respekt einflösst. Sowohl Exposition wie auch Gravitation wirken hier ungehemmt. Die vielen Bohrhaken helfen jedoch gegen erstere und wer gut in die Risse steht, kann zweitere im Zaun halten. Nach dem kleinen Dach legt sich die Wand zurück und führt über Piazkletterei an grossen Schuppen zum Stand mitten in der Wand. Mittlere Cams im zweiten Teil der Länge einsetzbar.
L10 6a | Grosszügige Piaz- & Risskletterei an Schuppen, gefolgt von einem einem feinen, plattigen Quergang (hier quert man Jimmy), welcher einen in die markante, wunderbar zu kletternde Rissverschneidung führt. Letztere nimmt auch grössere Cams (1-3). De Luxe Stand in bequemer Nische.
L11 6b | Sehr schön zu kletternde, finale Rissverschneidung, jedoch nicht ohne, insbesondere mit dickeren Fingern. In den anspruchsvollen Stellen eng gebohrt, daneben finden Cams gut Platz. Wen diese fantastische Tour bis hierhin noch nicht umgehauen hat, so tut dies nun spätenstens der atemberaubende Blick vom Zwilingsturm auf die zackigen Türme des Salbit Westgrats mit der vergletscherten Dammakette dahinter - schlicht grandios!
Zu- & Abstieg | Villiger Pfeiler, Salbit
Zustieg | Von der Salbithütte dem blau-weiss markierten Weg in Richtung Salbitbrücke folgen und auf einer Höhe von ca 2335m dem Wegweiser in Richtung Salbit Südgrat folgen. Den Wegspuren folgen und entweder hoch am Wandfuss queren oder direkt über Block- & Schuttfelder hochsteigen - 1h ab Hütte, ungefährer Zustieg siehe Karte. Die Einstiegshöhe kann je nach Schneelage variieren und befindet sich ca 15 m rechts der Tour Clock & Stock (markant weiss markiert) und ist mit einem Plättchen angeschrieben. Am Ende liegt in der Regel ein Schneefeld, welches je nach Schneehärte Probleme bereiten kann. Unter einem Block mit roter Markierung sollte ein Pickel liegen und allenfalls ist sogar ein Fixseil zum Einstieg eingerichtet, ansonsten können Steigeisen/Pickel durchaus hilfreich sein.
Abstieg | Abseilen über Jimmy empfiehlt sich, da die Seile in den Verschneidungen vom Villiger Pfeiler potentiell eher hängen bleiben könnten. Wer möchte, kann vom Zwilingsturm 15m abseilen und über die letzten Längen des Salbit Südgrats oder über die Südwand auf den Hauptgipfel klettern und zu Fuss über den Normalweg absteigen (1-1.5h, je nach Schneelage).
Summary | Villiger Pfeiler, Salbit
Schönheit: 5/5
Charakter: Wundbare Kletterei, vorwiegend entlang grosszügiger Rissverschneidungen in bestem, rauem Urner-Granit
Absicherung: xx(x)/XXXXX gut abgesichert, kann sehr gut ergänzt werden
Exposition: Südost
Material: 50m, 10-12 Expressschlingen, Cams 0.3-3
Zeiten
Zustieg Salbithütte 1h45'
Zustieg ab Hütte 1h
Kletterzeit 4-7h
Abseilen 1-1.5h
Abstieg Hütte 45‘ & 1-1.5h ins Tal
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