Klettern an den Wendenstöcken | Excalibur ****
10SL | 350m | 6b (6b obl)
Lechner, Amann 83 | saniert Pitelka, von Känel 10
Die Wendenstöcke, ein grosser Name in der Kletterwelt, sind mindestens so berühmt wie berüchtigt. Berühmt einerseits für höchste Felsqualität und ein riesiges Angebot an allerbesten Klettertouren. Die weit über 100 Routen könnten alleine ein ganzes Kletterleben ausfüllen. Berüchtigt andererseits für ihre anspruchsvollen, spärlich abgesicherten und ausgesetzten Routen. Touren mit markantem Charakter und grossem Nimbus. An den Wendenstöcken möchte jeder ambitionierte Kletterer einmal selber Hand anlegen, seis am scharfen Ende des Seils oder in Begleitung eines starken Vorsteigers oder Bergführers.
Ob am Mähren, Pfaffenhut, Excaliburpfeiler, Dom, Reissend Nollen und wie die Sektoren alle heissen, die Kletterei an den Wendestöcken ist vielseitig. Man findet technische Kletterei, wo Vertrauen in die Füsse und viel Bewegungsgefühl gefragt sind. Man findet genial strukturierte, fingerkräftige Wandkletterei an Leisten und wasserzerfressenen Strukturen. Man findet auch steile, athlethische Kletterei, welche die Unterarme zum Platzen bringen. Man findet grossgriffige Henkel, die typischen Wenden-Löcher, die auch mal überraschend sloprig ausfallen können, geniale wassergeformte Strukturen wie Wasserlöcher und -rillen, Risse und Verschneidungen, reibungsarmen, ungemein rauhen sowie äusserst scharfen Fels. Für Vielfalt ist gesorgt!
Um nur schon den vergleichsweise gemässigten Touren an den Wendenstöcken gewachsen zu sein, sollte ein Kletterer Erfahrung, eine solide Physis und Psyche, zumindest jedoch einen starken Vorsteiger oder Bergführer mitbringen. Ein grosser Teil der Touren an den Wendenstöcken bleibt dennoch den absoluten Könnern vorenthalten, erfordert ein Niveau von 7a aufwärts und dies auch hoch über dem letzten Haken.
Mit Excalibur wurde 1983 die erste Erschliessungswelle an den Wendenstöcken gezündet. Heute ist die Tour ein Klassiker. Sie gehört zu den leichteren Touren an den Wendenstöcken. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass Excalibur leicht ist. Denn leichte Touren findet man keine an den Wendenstöcken. Excalibur folgt der logischen Linie entlang des gleichnamigen Pfeilers und bietet ein breites Kletterspektrum, von der technischen Schleicherplatte über griffige, senkrechte Wandkletterei bis zur steilen Riss- und Verschneidungskletterei an. Der Fels ist durchgehend sehr gut, an den typischen Wendenlöchern und an fingerkräftigen, wasserzerfressenen Tropflöchern. Den obligatorischen Schwierigkeitsgrad von 6b muss der Vorsteiger beherrschen, ja wer Spass haben will sollte drüber stehen, insbesondere da die Bewertung eher hart ausfällt, wen wunderts bei einem alten Klassiker.
Excalibur wurde 2010 von Michal Pitelka und Peter von Känel saniert, es stecken Bohrhaken und mehr oder weniger vertrauenswürdige Sanduhrschlingen in für die Wenden fairen Abständen, dazwischen können und müssen teilweise auch mobile Sicherungen eingesetzt werden, was oft gut möglich ist. Mit einem Satz Camalots von 0.3-1 ist man adäquat ausgerüstet, auch wenn man grössere Cams auch mal unterkriegen würde. Insgesamt muss in Excalibur dennoch die eine oder andere Kletterstelle gemeistert werden, wo man lieber keinen Sturz riskieren möchte.
Fazit: Excalibur gehört zu den einfacheren Wendentouren, ist trotzdem nicht einfach, zeigt jedoch auf, was die Kletterei an den legendären Wendenstöcke bieten kann. Nämlich besten Fels, ausgesetztes Ambiente und Kletterei mit markantem Charakter, an welche man sich noch lange zurückerinnert.
Zu- & Abstieg Excalibur
Mit dem Auto bis Wendenläger (9.- Taxe). Der Zu- und Abstieg zum Excaliburpfeiler ist, wie alle Zustiege an den Wendenstöcken, steil, exponiert und verlangt Trittsicherheit und volle Konzentration. Ein Ausrutscher kann fatale Folgen haben. Man munkelt von überhängenden Wiesen... Für den ungefähren Wegverlauf siehe Foto. Wichtig ist, in der schluchtartigen Rinne auf ca 2050m nicht dem Weg zu folgen, welcher links wegzieht und zum Pfaffenhut führt, sondern weiter gerade hoch der Rinne zu folgen. Danach steigt man in einem weiten Rechtsbogen lange in Richtung Elefantenohr auf und quert erst am Ende im felsigen Gelände zum Excaliburpfeiler hinüber. Vom direkten Zustieg in der Falllinie des Pfeilers wird explizit abgeraten. Der Einstieg der Tour ist mit einer Sanduhr markiert (E671805 N178817). Siehe auch Karte hier.
Topo Excalibur, Wendenstöcke
L1 6a+ Einstieg bei der Sanduhr. Feingriffige, technische Wandkletterei mit Crux bei kleinem Wulst in einer Rechtstraverse. Danach einfacher, weitere Hakenabstände und über eine alte Sanduhr direkt hoch zum Stand.
L2 6a+ Links führt eine Variante in ähnlichem Stil wie L1 und laut Topo 6b zum Stand. Rechts die 6a+ Variante mit eher technischer, zT ungemein rauher Reibungskletterei. Traverse nach rechts zu kurzer Rissverschneidung, gerade hoch zum leider zu hoch platzierten Bohrhaken mit alter Schlinge dran. Über diese und rechts weg nochmals spannende Kletterei, danach einfacher und teilweise brüchig gerade hoch. Beim letzten Bohrhaken gerade über die Wasserrillen hoch oder einfacher links rum zum Stand. Vom Stand Gehgelände über die Wiese zum Einstieg der L3.
L3 6b Während die ersten beiden Längen über den Vorbau “nur” gute Kletterei bieten, trumpft Excalibur hier richtig auf. Die wohl beste Länge der Tour zeigt, was Wendenqualität bedeutet. Fingerkräftige, technische Wandkletterei, feines Antreten und auch mal ein wenig über den Haken Wegsteigen werden hier abgefragt. Grossartig! Vor der Traverse links haltend einen Ticken einfacher. Insgesamt sicher nicht geschenkt 6b. Die Traverse zum Stand dann wieder einfacher, bleibt jedoch spannend.
L4 6a Vom Stand weg über ein typisches, riesiges Wendenloch nach links und gerade hoch an super Fels. Hier bekäme man auch einen grösseren Cam unter, einen Zug weiter passen jedoch bereits wieder kleinere, sodass das Rack 0.3-1 immer noch passt. Tolle, exponierte Stelle nach rechts und von hier luftig über abschüssige Strukturen mit guter Reibung direkt hoch zum Stand. Links versteckt findet man einen Schlaghaken. Dieser führt jedoch zum alten, unangenehmen Hängestand in der Verschneidung und wird besser ausgelassen, auch wenn man gerne etwas klippen würde...
L5 5c+ Zuerst eine steile Stelle an tollem, wasserzerfressenem Fels, danach eine wunderschöne, cleane Rissverchneidung mit nochmals steilem Finale. Ziemlich anstrengend für 5c+.
L6 6a Auf dem Band einige Meter nach rechts queren und direkt hoch. Erneut sehr schöner, wasserfressener Fels, Linkstraverse auf Schuttband und am Schluss gerade hoch durch eine cleane Verschneidung.
L7 6a Wunderschöne Rechtstraverse an kleinen, fingerkräfigen Wasserlöchern und über den Pfeiler und zum Schluss Riss hoch zum Stand. Sehr schöne Länge, fotogen! Achtung: beim Abseilen die Zwischenhaken einhängen, um den Stand zu erreichen.
L8 6a+ Superschöne Wandkletterei in wasserzerfressenem Fels. Die gemäss Topo vorhandene Sanduhr nach dem ersten Bolt sah bereits früher nur mässig vertrauenswürdig aus und ist heute nicht mehr. Man kriegt jedoch gleich darunter einen sehr soliden 0.3er Cam unter. Der kleine Runout danach bis zur nächsten Sanduhr kann mit einem Cam in einem Griff entschärft werden, ob dieser mehr als den Kopf unterstützt bleibt herauszufinden. Danach schöne Wandkletterei zum Stand.
L9 5c+ Verschneidung, anfangs toller, gegen Ende eher brüchiger Fels.
L10 4c Vom Stand links weg über brüchigen Fels zum Highpoint. Es gibt eine Direktvariante, welche im steilen Fels und 6b Gelände direkt hochführt.
Abseilen über die Route. Bei L7 Exen einhängen beim Abseilen!
Schönheit: ****/*****
Absicherung: xxx/XXXXX kann teilweise mobil ergänzt werden
Exposition: Süd
Material: 50m Doppelseil, 10 Exen, evtl Reepschnur für Sanduhren, Cam 0.3-1
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