Klettern | Graue Wand | Niedermann****
11 SL | 450m | 5c+ (5c+ obl)
M. Niedermann, W. Sieber 64
saniert BGA
Als Graue Wand bezeichnet man die über 500m mächtige, nach Süden ausgerichtete Felsbastion im Albert-Heim Gebiet, welche vom Gletschhorn zu ihrer Rechten und Winterstock zu ihrer Linken flankiert wird. Obwohl die Graue Wand auf der Landkarte nur als Punkt ohne eigenen Namen vermerkt wird, gehört sie zu den Highlights im Urner Granit und zu den Festen Grössen in Sachen Klettern in der Furkaregion. Selbst die lokalen Bergführer freuen sich jedes mal, wenn sie die Graue Wand besuchen dürfen.
Die Niedermann ist DER Klassiker an der Grauen Wand. Die Tour folgt dem einfachsten Weg durch die eindrückliche Wand und verfolgt dabei konsequent die vorhandenen Riss- und Verschneidungssysteme. Entsprechend findet man hier keine Wandkletterei an Leisten und Löchern, sondern klassische Granitkletterei. Klemmen, Spreizen und Piazen werden hier abgefragt. Diese Fähigkeiten muss ein Aspirant der Niedermann an der Grauen Wand gleich in den ersten drei Längen beweisen. Dabei dürfen auch einige breiteren Risse und kurzen Kaminstellen gelöst werden. Das Topo spricht von Schwierigkeiten im Bereich 5c, die Kletterei ist dennoch fordernd, insbesondere falls man wenig Graniterfahrung hat. Sind diese drei Längen geschafft, steht der Weg zum höchsten Punkt der Grauen Wand offen. Das Gelände wird einerseits einfacher. In der Mitte wartet andererseits mit dem Ziegenrücken das Highlight der Tour, welches spektakuläre, griffige Kletterei an aufgestellten Riesenschuppen bietet. Einzig die Seillänge Nummer 10 mit ihrem nochmals breiten Riss kann den nahen Gipfelerfolg noch etwas hinauszögern und Tribut abverlangen. Dieser wartet dann nicht nur mit einem gemütlichen Sitzplatz, sondern mit einem wirklich grandiosen Blick auf die vergletscherte Dammakette, das Sustenhorn, Fleckistock usw auf. Und ganz rechts erscheint auch noch die Krone der Urner Klettergipfel, der Salbitschijen mit seinen drei Traumgraten. Inspiration für nächste Ziele...
Die Absicherung an der Grauen Wand ist alpin. Die Stände sind solide und man findet immer wieder Bohrhaken, dazwischen muss jedoch zwingend mobil gesichert werden, was auch immer gut möglich ist. Mit einem Rack C4 0.3-1 ist man adäquat ausgerüstet, wobei man natürlich auch grössere Cams unterbringen würde.
Die Abseilpiste startet direkt vom höchsten Punkt der Niedermann aus, ist vorbildlich eingerichtet und führt in ca 45m langen Abschnitten effizient zum höchsten Punkt des Vorbaus zurück. 60m Doppelseile ermöglichen ein nur unwesentlich schnellers Abseilen. Vom höchsten Punkt des Vorbaus aus absteigen entlang des Zustiegs. Allenfalls kann der Abstieg durch das Schneefeld durch 1x Abseilen erleichtert werden, Borhaken vorhanden.
Zustieg Graue Wand, Niedermann
Mit dem ÖV bis zum Tiefenbach oder mit dem Auto bis zum Tätsch (Taxe 7.-). Von hier dem Wanderweg in Richtung Albert-Heim-Hütte und weiter wie auf Karte eingezeichnet. Eine Übernachtung auf der bestens bewarteten Albert-Heim-Hütte ist eine durchaus empfohlene Option, insbesondere wenn man früh am Einstieg sein möchte. Der Zustieg führt am Ende über ein steiles Schneefeld, welches in der Regel gutes Schuhwerk und den Einsatz eines Pickels erforderlich machen. Gegen Ende Sommer bei fortgeschrittener Ausaperung Steinschlag aus dem Couloir rechts des Vorbaus beachten.
Topo Graue Wand, Niedermann
L1 5c Die Niedermann startet gleich mit anspruchsvoller Granitkletterei. Fein Antreten, Risse klemmen und sauber Piazen werden abgefragt. Wer keine Erfahrung in solchem Gelände mitbringt, könnte sich schwer tun. Es stecken einige Bohrhaken, dazwischen muss jedoch auch mobil gesichert werden.
L2 5c Ähnlich wie L1, nur dass noch eine fiese kurze Kaminstelle hinzukommt. Richtig angestellt, geht diese schöne auf. Falsch angestellt wirds halt ein klassischer Schinderkamin… Danach noch eine zweite anspruchsvolle Stelle, wo man fein antreten muss.
L3 5c+ Anspruchsvolle Stelle zu Beginn, danach sehr schöne, gänige Riss- und Piazkletteri.
L4 5b Grossgriffig, steil und wunderschön übers Dach und einfach weiter.
L5 4c Einfach die Verschneidung hoch. Nicht den Borhhaken rechts folgen. Diese gehören nicht zur Niedermann.
L6 4a Gehgelände und Scrambling
L7 5b Der Ziegenrücken, das Herzstück der Niedermann an der Grauen Wand. Aufgestellte Riesenschuppen. Eine richtige Freude, daran zu klettern… auch wenn man sich hier ganz schöne quälen kann… Super bequermer Stand!
L8 4b Schöne, einfache Kletterei, eine kurze anspruchsvollere Stelle in einer engen Verschneidung. Danach links zum Stand auf dem Band. Achtung, nicht gerade hochklettern (andere Tour).
L9 5c Tolle, griffige Kletterei aufs erste Band. Von da schönen Rissen entlang weiter.
L10 5c+ Diese Länge fragt nochmals Risstechnik ab, und zwar in einem breiten Exemplar. Man darf squeezen, klemmen und spreizen. Die einen jauchzen, die anderen fluchen. Hier würde man wohl auch grosse bis sehr grosse Cams unterkriegen. Es stecken jedoch immer wieder Bohrhaken. (In anderen Topos mit 5c bewertet)
L11 5a Schöne, einfachere Abschlusslänge auf den höchste Punkt, von wo aus sich ein wunderbarer Blick auf die Dammakette öffnet.
Zeiten Graue Wand, Niedermann
Zustieg 1h45'
Klettern 4-5h
Abseilen 1h
Abstieg 1h30'
Schönheit: ****/*****
Absicherung: xx/XXXXX kann sehr gut mobil ergänzt werden
Exposition: Süd
Material: 50m Doppelseil, 8 Exen, Cams C4 0.3-1, Schlingen 120cm
Weitere Touren an der Grauen Wand
Conquest ****
9SL | 350m | 7a (6b obl)
C. & Y. Rémy 1988, saniert Allemann 14
Zusammen mit der Niedermann die bekannteste Tour an der Grauen Wand. Die erste Länge fordert bereits einige Schweisstropfen, ganz schön hart für den Grad. Danach gemütliche Kletterei, auch die 6c fällt sehr mild aus, bis zum Herzstück der Tour, der bekannten Super-Fissure. Dieser Riss ist ohne Zweifel genial und macht die Tour alleine schon lohnend, auch wenn sie von den Schwierigkeiten etwas homogener sein dürfte.
Captain Morgan****
7SL | 250m | 7c+ (7a obl)
Schwitter, Meyer, 94, saniert Enrich, Schwitter 17
Das Testpiece in den Roten Platten. Wurde neulich saniert. Die Einstiegslängen sind ein willkommener Warmup. Die 7a Länge ist anhaltend, technisch anspruchsvoll und verglichen mit den anderen Längen not for free. Die erste 7b Länge verlangt feine Wandkletterei gleich vom Stand weg und ein wenig Dranbleiben bis zum Stand. Die zweite 7b Länge wartet mit einer Einzelselle am Anfang auf. Das Herzstück und Highlight der Tour ist unbestritten die 7c+ Länge. Geniale Wandkletterei, anfangs noch relativ grosszügig, müssen danach sehr kleine Griffe zugeschraubt werden. Technisch anspruchsvoll und fingerspitzenkräftig, mit 7c+ jedoch überbewertet. Hammertour!
El Nino****
10SL | 450m | 7b (6b obl)
Roth, Schuler 1997
Wunderschöne, anspruchsvolle Wandkletterei bis 6b+ und einfacher. Kurze Crux (Stelle 7b), welche auch A0 bezwungen werden kann. Lohnende Tour, zB auch wenn man in der Niedermann anstehen muss.
Heisse Linie****
7SL | 250m | 6c (6a+ obl)
Giger, Kubin, Betz 1980, saniert BGA 02
Die markante diagonale Risseline im linken Teil der Grauen Wand, den Roten Platten. Schöne Risskletterei, welche zu einem grossen Teil auch selber abgesichert werden muss. Lohnend!
Eisbrecher***
12SL | 450m | 6b+ (6a+ obl)
Scheel, Heer, Müller 82, saniert BGA
Ganz schön anspruchsvoll, die Plattenkletterei am Anfang, gegen oben hin wird der Fels grosszügiger und die Kletterei gnädiger, sowohl von der Absicherung als auch von der Schwierigkeit her.
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Schlüsselwörter: Graue Wand, Furka, Albert Heim, Niedermann, Klettern, Topo, Bergführer, Mountain Guide