MYBERGTOUR'S FINEST
Foto Speedy Füllemann
Cheselenflue | Dr Blau Chäfer ****
6SL | 150m | 6a+ (5c obl)
W. Britschgi 1996
Der Routenname, dr blau Chäfer, klingt lieblich und könnte mit einer Plaisir- oder sogar Kinderrroute assoziiert werden. Das eine Gesicht der Tour erfüllt auch tatsächlich Plaisircharakter. Die Kletterei ist, typisch für den quergeschichteten Kalk im Melchtal, sehr grosszügig an oft positiven Griffen. Entsprechend wird im blauen Käfer insbesondere abgefragt, ob man gute Griffe im steileren Gelände festhalten und weniger wie elegant man technisch anspruchsvolle Züge meistern kann. Dies kommt zum Beispiel jenen Personen entgegen, die weniger Erfahrung im technisch filigranen Outdoorklettern haben und gängiges Klettergelände, wie zB aus der Halle, gewohnt sind. Für diese bietet der blaue Käfer, zB in Begleitung eines erfahrenen Vorsteigers oder Bergführers, eine äusserst attraktive Tour mit eingängiger Kletterei, vergleichbar zB mit den ebenfalls sehr grosszügigen Touren an der Mittagflue bei Guttannen.
Der Fels im blau Chäfer ist durchwegs gut und die weniger soliden Stellen durch die vielen Begehungen bereits gut geputzt. Ein Durchstieg verlangt etwas Ausdauer und ein Kletterkönnen bis ca. 6a+, die obligatorischen Schwierigkeiten belaufen sich jedoch maximal auf 5c. Ob mit oder ohne Hänger, es ist eine wahre Freude, die eindrücklich steilen Seillängen vom blau Chäfer zu klettern. Dies kriegt man in der Schwierigkeit selten geboten.
Insbesondere die Absicherung im blauen Käfer verdient das Prädikat Plaisir, sprich es wurde sehr eng gebohrt. Damit man die Route wirklich nicht verfehlen kann - oder sogar aus abstrakten künstlerischen Überlegungen? - wurden die Bohrhaken auch noch blau eingefärbt.
Dr blau Chäfer hat jedoch auch ein anderes Gesicht. Aufgrund der Steilheit bringt die Tour eine Exponiertheit mit sich, welche man von Plaisirrouten her kaum kennt. Die Ausgesetztheit ist beim Klettern, am Hängestand und insbesondere beim Abseilen deutlich spürbar. Die erste Abseilstelle mit Führungsseil ist wirklich sehr eindrücklich und verzeiht keine Fehler. Dies verleiht der Tour Pfeffer und einen exklusiven Charakter. Zur Freude der Einen und zum Schrecken der Anderen. Insgesamt eine wirklich lohnende Tour mit einer spannenden Mischung aus Plaisir- und etwas wilderem Charakter.
Zustieg dr blau Chäfer
Der ungefähre WegverSiehe Karte. Etwas schneller ist man, wenn man auf 1390m Höhe ca 10 Meter nach der zweiten Zickzack-Kurve den direkten Weg hoch. Dieser hat nur einen unscheinbaren Steinmann und der Eingang ist vom Wanderweg schwer zu erkennen, ist jedoch gut zu gehen.
Topo dr blau Chäfer
L1 5c Die Tour startet entlang der geneigten Rampe. Anfangs ein par anspruchsvollere Züge, insgesamt jedoch bereits hier sehr grosszügige und schöne Kletterei. Die Beliebtheit der Tour ist dem Fels anzusehen, sind einige Tritte doch bereits etwas abgetreten, was jedoch kaum stört.
L2 6a+ Weiter entlang der Rampe. Am Ende der Länge zeigt die Tour ihren Charakter zum ersten mal, da wirds richtig steil und exponiert. Eindrücklicher Hängestand mit Luft unter dem Hintern.
L3 6a+ Steil, athletisch, grossartig. Die Tiefe saugt, die Schwerkraft zieht. Wahrscheinlich die eindrücklichste, aber auch anstrengendste Länge.
L4 6a+ Kaminartiger Überhang, dann weniger schwer. Gemütlicher Stand auf Band.
L5 6a+ Wandkletterei an tollen Strukturen. Der Hängestand ist wiederum exponiert und lässt erahnen, was die Abseilerei mit sich bringen wird...
L6 6a Zum Abschluss wird dann doch noch etwas Technik verlangt: Verschneidungskletterei, wo man präzise Ausspreizen darf.
Abseilen dr blau Chäfer
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Nur die oberste Länge entlang der Tour zurück abseilen (15 m)
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Dann ca. 45 m Abseiler völlig freihängend und sehr exponiert. Man klippt z.B. mit der Selbstsicherungsschlinge das vorhandene Seil als "Führungsseil" um sich dann weiter unten daran zum nächsten Abseilstand zu ziehen (nicht daran abseilen!!). Das Seil ist nach einigen Metern abseilen zum Teil mit dickem Schlauch ummantelt, daher einen grossen Karabiner verwenden. Abseilen freihängend ein wenig weiter als Höhe nächster Stand, dann am Führungsseil zum Stand ziehen, ca. 10 Meter. Unbedingt Prusik verwenden, ohne geht es praktisch nicht.
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Mit 60 Meter Doppelseil kann von dort direkt zum Boden abgeseilt werden. Mit kürzeren Seilen nochmals entlang eines Führungsseiles 30 Meter und von dort nochmals 30 Meter bis Boden.
Schönheit: ****/*****
Absicherung: xxxxx/XXXXX solides Material
Exposition: Südost
Material: 50m Doppelseil, 14 Expressschlingen, inkl. verlängerbare, keine Cams
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